Montag, 7. Februar 2011

Tilcara + Purmamarca + Maimará + Humahuaca... und Catamarca

Mein letzter Halt im Norden führte mich in die Dörfer Tilcara, Purmamarca, Maimará und Humahuaca welche alle sehr nahe beieinander liegen. Als "Basislager" suchte ich mir Tilcara, den zweitgrößten Ort aus um dann nach und nach die Gegend zu erkunden. Leider musste ich feststellen, dass das Wetter recht wechselhaft war. Schaute einmal die Sonne heraus so war es richtig heiß. War der Himmel hingegen einmal bewölkt und regnete es noch dazu, dann konnte sich schon richtig ungemütliche Kälte breitmachen, sodass ich mit Fleece-Pullover und Jacke ausrücken musste und auch mein mitgebrachter Regenschirm zum Einsatz kam.

In diesen 5 Tagen habe ich mich beinahe ausschließlich von empanadas ernährt... man bekam sie ja auch schließlich an jeder Ecke und sie waren alle unglaublich lecker. Frauen mit riesigen Körben standen auf der Straße und verkauften diese hausgemachten Teigtaschen, die sogar noch warm waren. Noch vor einer weiteren (wenn auch sehr einfachen) Spezialität konnte ich einfach nicht Halt machen: ein kreisrunder Teigfladen auf den man Schinken und Käse legt, in der Mitte dann zusammenfaltet und bäckt. Die Zubereitung und das Backen passiert natürlich gleich alles auf der Straße und der Backofen war eine Alu-Tonne, die man vertikal geteilt hat, in die man heiße Kohlen und darauf noch einen Rost legt. Ich bin froh über meinen unkomplizierten Magen, denn ich vertrug dieses "street food" ohne Probleme. Das muss man einfach probiert haben!

Im Hostel lernte ich Rocio und Belén (aus Rosario, Argentinien) kennen, mit denen ich gleich am zweiten Tag nach Purmamarca fuhr, um mir den Cerro de los siete colores, den Hügel der sieben Farben, anzusehen. Man sagt, dass die Farben am besten bei Sonnenschein und um 10 Uhr morgens zum Vorschein kommen, aber auch am späteren Mittag und trotz Regen erstrahlte der Berg in verschiedensten Gelb-, Rot-, Violett- und Brauntönen. Einen kurzen Besuch stattete ich dann allein auch noch dem Dörfchen Maimará ab, welches bei Fotografen ein recht beliebtes Motiv ist. Das Dörfchen ist recht ruhig, aber der Friedhof, der am Rande des Ortes auf zwei Hügeln angelegt wurde ist recht spektakulär. Ein zwar einfaches aber kunstvoll gestaltes und bunt geschmücktes Grab reiht sich hier ganz knapp an das andere. Gar nicht so wie unsere Friedhöfe, auf denen man eigentlich nur graue Granit-Gräber mit der ein oder anderen Blume darauf sieht. An einem weiteren Tag machten wir (Rocio und Belén sowie Juli und Mariela, zwei weitere Mädls aus dem Hostel) uns auf eine Wanderung zur Garganta del Diablo (dem Teufelsrachen), einer Schlucht, auf. Gleich in der Nähe sollte es auch einen schönen Wasserfall geben. Wir folgten also dem uns beschriebenen Weg, überquerten einen Fluss und kletterten dann entlang des immer steiler werdenden Pfades auf den Berg hinauf. Man sagte uns wir würden wohl etwa 1,5 Stunden brauchen und als dann nach 2,5 Stunden noch immer kein Ziel in Sicht war, kamen uns schön langsam Zweifel ob der Richtigkeit des Weges. Zwar darf man sich auf argentinische Zeitangaben eigentlich nie so genau verlassen, aber plötzlich wurde uns bewusst, dass wir seit weiß Gott wie lang keinem Menschen mehr begegnet waren - und es hätten uns doch wohl zumindest einige Leute entgegenkommen müssen. Wir sahen uns um und bei genauerem Hinsehen entdeckten wir schließlich, dass auf dem anderen Berg (getrennt von einer tiefen und unpassierbaren Schlucht) die ganzen Wanderer entlangliefen und dann auf einem kleinen Pfad die Schlucht hinabstiegen. Wir waren also fast den ganzen Berg hinaufgeklettert ohne den Teufelsrachen und den Wasserfall gesehen zu haben... und das alles, weil wir gleich ziemlich am Anfang des Weges an dem zwar recht großen aber zu weit oben angebrachtem Schild vorbeigelaufen sind, wie wir bei der Rückkehr feststellen mussten. Wie das bei Frauen offensichtlich ist, waren wir so sehr ins Gespräch vertieft, dass keine von uns wirklich aufgepasst hat, wo wir hinlaufen... "Wir sind einfach dem Weg gefolgt..." Danach standen wir vor dem Schild und dachten: "Aber wie kann man an SO ETWAS vorbeilaufen? Wie kann nicht einmal EINE von uns das gesehen haben?!" Was für ein Theater, aber mittlerweile können wir zumindest darüber lachen :-). Am Abend kochte Mariela uns dann ein leckeres Risotto mit ungefähr einer halben Tonne Käse :-).

Recht sehenswert waren auch die Ruinen von Pucará, einen Kilomter von Tilcara entfernt. Gemeinsam machten wir 5 Mädls uns dann nach Humahuaca auf. Die 4 Mädls konnte wirklich echt nichts stressen. So einigten wir uns darauf um allerspätestens 10 Uhr zum Busterminal zu gehen, um auch noch ja Bustickets für den Bus um 11 Uhr zu bekommen - saßen aber um 10:30 Uhr immer noch im Hostel und tranken Mate. Danach musste natürlich noch einmal Wasser gekocht werden, damit wir später im Bus einen weiteren Mate zu uns nehmen konnten. Um 10:40 Uhr schnallten sich dann endlich alle ihre Rucksäcke an und nach weiteren 5 Fotos konnten wir endlich aufbrechen. Es ist unglaublich... das mit dem Fotografieren ist teilweise echt schon fast ein Wahn. Ich weiß nicht wie viele Fotos die 4 mit den insgesamt 3 Kameras gemacht haben... Ohne jetzt übertreiben zu wollen, ich glaube jedem vorbeikommenden haben sie die Kamera in die Hand gedrückt und ihn gebeten ein Foto von uns zu schießen. Danach die Sache mit dem Mate: nach dem Frühstück hatten wir ja Mate getrunken, kaum waren wir im Bus wurden dann auch schon wieder alle Mate-Utensilien sowie Kekse ausgepackt und das Mate-Ritual von neuem begonnen. Die erste Frage vorm Beziehen der Unterkunft war nicht etwa die Frage nach dem Preis der Zimmer sondern "Können wir hier Wasser für den Mate heißmachen?". Kurz darauf machten wir uns auf zu einem Panomara-Punkt und schnaufend am Gipfel angekommen schauten sich die 4 nicht zuallererst etwa einmal die Gegend an sondern blickten fast schon nervös um sich und fragten "Wo setzten wir uns jetzt hin? Wo trinken wir am besten den Mate?". Klar, dass wir nachdem wir zurück im Hostel waren erneut Mate tranken. Es gibt übrigens immer den "Mate-Gastgeber", der den Mate vorbereitet und immer wieder Wasser nachgießt und dann den Mate an den weiterreicht, der gerade an der Reihe ist. Hat man die 2 Schlückchen Tee dann ausgeschlürft, so gibt man an den "Verantwortlichen" das Gefäß wieder zurück, er füllt nach und gibt den Tee an den nächsten weiter, alles im Uhrzeigersinn natürlich.
Man sagt dann übrigens immer "Mmmm, qué rico es el mate!" Mmm, der Mate ist lecker!" und ich denke mir: Kräuter und Wasser, was hätte der Mate-Gastgeber wohl falsch machen können, sodass er nicht NICHT köstlich gewesen wäre... Es ist einfach nur so lustig das mitanzusehen... Mate ist eben der Nationalstolz und das Mate-Trinken ein richtiges Ritual das wir nicht-Argentinier einfach nicht verstehen können...

Am letzten Abend haben wir uns dann alle Lama probiert... Zu fünft haben wir uns eine Portion bestellt, sodass jeder ein paar Bissen probieren konnte... Unser richtiges Abendessen waren aber dann Pizza und Bier. Ich weiß nicht, ob ich es schon einmal erwähnt habe, aber ich habe noch nirgendwo so gute Pizzen gegessen, wie in Argentinien. Die zweitbesten Pizzen gibt es wohl beim Restaurante Carlucci in Pamplona (aber da war die compania Begleitung ja auch wirklich ausgezeichnet :-))). Auf jeden Fall habe ich mit den 4 Mädls echt viel Spaß gehabt und es war toll, einmal "länger" mit ein paar Leuten unterwegs zu sein. Normalerweise sieht man die Leute die man in den Hostels kennenlernt ja nicht länger als max. zwei Tage...

Wieder alleine fuhr ich dann nach Catamarca und danach nach Buenos Aires - mit einem Poncho, zwei Lama-Hauben, zwei Lama-Taschen, einer Ledertasche und zwei Mate-Gefäßen zusätzlich im Rucksack. Das Ende meiner so lange erträumten Rucksackreise sah ich mit gemischten Gefühlen. Einerseits wäre ich gerne noch länger herumgereist und hätte noch mehrere Orte kennengelernt... ich war ja schon ganz nahe bei Bolivien... aber andererseits war ich auch schon müde, so richtig müde, und sehnte mich nach meinem eigenen Zimmer und einem wieder etwas geregelterem Tagesablauf.

Mit Buenos Aires beginnt also die letzte 2-Monats-Etappe. Os seguiré contando, ich werde euch berichten!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen