Dienstag, 28. Dezember 2010

San Martín de los Andes & Villa La Angostura

3 + 2 weitere Tage verbrachte ich in San Martín de los Andes und Villa La Angostura, beides Orte im Seengebiet bei Bariloche. In San Martín ging ein dermassen starker Wind, dass ich mit fast all meinen Klamotten inklusive Schal, Haube und Handschuhen ausser Haus gegangen bin und trotzdem noch wie ein nasser Hund gefroren habe. Das koennen an dem Tag max. +5 ºC gewesen sein (aber auf meine Schaetzungen darf man sich nicht immer so genau verlassen ;-)). Danach wurde es aber besser und man konnte weniger "bewaffnet" ausser Haus gehen. So erklomm ich gemeinsam mit zwei Schweizerinnen einen Gipfel ("Huegel" wohlgemerkt, fuer den "Berg" hat der Schnee gefehlt ;-)). Da die beiden Gaertnerinnen sind konnten sie mir von jeder Pflanze den Namen sagen und haben von beinahe jeder Blume ein Foto gemacht - echt lustig! Ich habe mich auch oft ueber ihren Dialekt und die vielen unterschiedlichen Ausdruecke amusiert. Beim Sonnen am Seeufer (San Martín liegt direkt am See) haben sich die beiden leider ein rotes Gesicht geholt - alles andere war ja wegen des Windes und der Kaelte dementsprechend gut verdeckt. Ich bin bereits recht braun, also bin ich nur noch brauner geworden :-).

In Villa La Angostura war ich ja bereits zum zweiten Mal, weil es dort einfach richtig schoen ist! Wieder lieh ich mir ein Rad aus und schaffte es wahrhaft nach nur 1,5 Minuten einen Sturz hinzulegen. Ich kam aber mit ein paar Schrammen und einigen blauen Flecken davon und radelte danach tapfer weiter. So etwas kriege wahrscheinlich auch nur ich hin, jajajaja. Nach so viel sportlicher Aktivitaet musste ich mich natuerlich staerken und probierte Eis von "Jauja" (eine der besten Eisdielen Argentiniens), leckere Schokolade (Bariloche + Umgebung ist beruehmt fuer seine Schokolade), ausserdem noch ein leckeres Pasta-Tunfisch-Paradeiser-Sauce-Gericht, das ich mit einer Hollaenderin im Hostel gekocht habe und asado (Barbecue mit argentinischem Rindfleisch) und argentinischen Rotwein - das alles aber auf 2 Tage verteilt natuerlich ;-).

Leider habe ich mich zu spaet um Bustickets nach Bahía Blanca (wo ich Weihnachten mit Josefina und ihrer Familie verbringen wollte) umgesehen und so bekam ich keinen Sitzplatz fuer den Nachtbus am 22. mehr und musste somit am 23. Dezember den ganzen Tag ueber (von 07:45 bis kurz nach Mitternacht) beinahe durchgehend im Bus sitzen. Ein Kapitel ueber Busfahren in Argentinien kommt demnaechst :-)

Dienstag, 21. Dezember 2010

Prinzessin Máxima in Villa La Angostura

Was fuer ein Zufall??? Prinzessin Máxima feiert mit der gesamten Familie Weihnachten in Villa La Angostura - dem Ort in dem ich gerade bin... Sachen gibts :-). Zumindest in diesem kleinen Staedtchen brauche ich mir um Sicherheit wohl dieser Tage keine grossen Sorgen machen...

http://noticias.terra.com.ar/la-princesa-maxima-y-su-familia-estan-en-villa-la-angostura,fa8cd02e3dffc210VgnVCM20000099f154d0RCRD.html

Sonntag, 19. Dezember 2010

Mate - das Nationalgetraenk schlechthin

Auf der Busstation musste ich letztens ueber zwei Stunden auf meinen Anschlussbus warten und da ich mit meinem Rucksack nicht mehr viel herumlaufen wollte, habe ich eben im Terminal gewartet und den ankommenden und wegfahrenden Leuten zugesehen. Es war recht amuesant zu sehen, wie die Leute so reisen. Einige Leute kamen mit riesigen Sackerln von Schokolade-Laeden in Bariloche, ich sah viele junge Backpacker, ein aelteres Bergsteigerpaar - beide in Schlabber-Hosen, aber vor allem sehr viele Leute mit Thermoskannen.

Die Argentinier haben echt einen absoluten Mate-Tick! Fast jedermann trinkt Mate, einen recht bitteren Tee, den man aus einem kleinen Gefaess (aus Kuerbis, Leder oder Holz) mit einem metallenem Strohhalm trinkt. Mate wird stets frisch zubereitet und um auch nur ja keine 3 Stunden darauf verzichten zu muessen nimmt man ueberall saemtliches Werkzeug dafuer mit um an jedem erdenklichen Ort das argentinische Nationalgetraenk geniessen zu koennen. Das sieht dann ungefaehr so aus: man schleppt eine grosse Badetasche mit einer enormen Thermoskanne voll heissem Wasser mit, eine Plastikschuessel mit dem Mate-Tee, Zucker, das Mate-Gefaess, den Strohhalm, ein Geschirrtuch und teilweise auch Kuechenpapier! Die Zubereitung ist fasst schon ein Sakrileg. Der Tee muss auf eine bestimmte Art und Weise eingefuellt werden (etwa 4/5 des Gefaesses voll), dann wird geschuettelt, nach Belieben kommt Zucker dazu und schliesslich giesst man Wasser ein, welches natuerlich immer die ideale Temperatur haben muss. Man trinkt ein paar Schlueckchen bis man den Tee ausgetrunken hat und giesst dann Wasser nach und reicht das Gefaess an die naechste Person weiter - immer und immer wieder. Nach etwa 8-10 Mal des Nachfuellens leert man dann die Mate-Kraeuter aus und verstaut seine ganzen Utensilien wieder. Und das macht ungefaehr jeder! Etwa alle 2 Minuten kam jemand mit einer Thermos-Kanne bei mir vorbei, bis ich endlich bemerkte, dass ich fast neben dem "Boiler" sass, einem riesigen Tank bei dem saemtliche Mate-Trinker heisses Wasser nachschoepfen konnte. So genial! Mir war recht kalt, denn es wehte ein echt starker kalter Wind und so haette ich auch am liebsten einen Tee getrunken. Da fiel mir ein, dass ich sowohl Teesackerln als auch Packerlsuppe mit mir mitschleppte (die, ueber die man einfach heisses Wasser giesst, umruehrt und fertig). Ich weiss echt nicht, warum ich mir ein paar Tage zuvor gerade hier so einen Unsinn gekauft habe, aber in dem Moment war ich wirklich froh darueber :-). Von einer der Busgesellschaften erbettelte ich mir einen one-way Thermobecher (in denen waehrend der Busfahrten sowohl warme als auch kalte Getraenkte serviert werden) und schon wenige Momente spaeter konnte ich mich an einer gar nicht mal so guten Suppe erfreuen und mich wieder ein bisschen aufwaermen. Diese Argentinier... das mit dem Mate-Wahn ist schon ziemlich verrueckt, aber in diesem Falle eine doch recht geniale Spinnerei :-))).

Samstag, 18. Dezember 2010

El Bolson - wo Zeit keine Rolle spielt...

Als erstes richtiges Ziel auf meiner Reise habe ich El Bolson, zwei Stunden suedlich von Bariloche, im Seengebiet, angesteuert. Das bedeutete ganze 27 Stunden (beinahe durchgehend) in Bussen... Um 6 Uhr in der Frueh hatten wir kurz nach Bahia Blanca eine Kontrolle der Gendarmeria Nacional. Dabei wurden zwei Hunde in den Bus gelassen, Leute willkuerlich kontrolliert und deren Taschen durchsucht. Ein paar Leute mussten aussteigen, ihr gesamtes Gepaeck aus dem Bus nehmen und versteckt in einem Kammerl alles herausholen und vorzeigen. Wie entschieden wurde, wer kontrolliert wurde, weiss ich nicht. Von mir wollte niemand was wissen oder sehen - auch gut. Offensichtlich sehe ich nicht so aus, als wuerde ich unerlaubte Substanzen transportieren (danach wurde naemlich gesucht). Jedenfalls hat dieses Prozedere ganze 2 Stunden gedauert... Ein paar Stunden vor Ankunft in Bariloche ist dann irgendwas am Bus kaputtgegangen und wir mussten den Bus wechseln. Das war nicht wirklich ein Problem, denn der Ersatzbus hatte groessere Sitze und mehr Beinfreiheit und so bekam ich quasi ein kostenloses Upgrade! Man muss einfach immer versuchen, das Positive in jeder Situation zu sehen ;-). Geduld lernt man auf Reisen ja generell, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr in Sued-Amerika.

El Bolson habe ich deswegen angesteuert, weil man dort unglaublich gut wandern kann, der Ort wenig touristisch ist und dort alles sehr relaxt zugehen soll. Der Reisefuehrer hatte eindeutig recht! Ich bin in den 3 Tagen sehr viel gewandert, war bei einem wunderschoenen aber eiskaltem See (Lago Puelo), bin mit einem Boot bis fast zur chilenischen Grenze gefahren, war bei einem Wasserfall, hatte traumhafte Ausblicke von verschiedenen Huegeln und Bergen, habe sehr reissende Fluesse ueber ausserst fragwuerdige Bruecken ueberquert (jede 5. Sprosse durchgebrochen, immer nur eine Person, die maximal 150 kg hat - soooo close!!! :-)), war auf dem 3-mal woechentlich stattfindendem Kunsthandwerksmarkt auf dem Hauptplatz, habe die Sonne in den Bergen untergehen sehen, bin auf einer anstrengenden 9-stuendigen Wanderung durch die Berge nur vielleicht 10 Menschen begegnet, habe nette Leute kennengelernt, im Hostel selbstgemachte empanadas (gefuellte Teigtaschen) gegessen und noch viel mehr... Recht viele schoene Momente also - aber auch sehr viel Kaelte. Den letzten Tag bin ich mit Fleece-Pulli, Regenjacke und Schal durch die Berge marschiert. Nach 5 Minuten der Rast war mir dann immer schon so kalt, dass ich schnell weiterlaufen musste... Heute habe ich zusaetzlich auch noch meine Haube aufgesetzt... Sachen gibts :-)

El Bolson ist eine richtige Hippie-Stadt beschrieben in der die Zeit langsamer vergeht. Was fuer eine willkommene Abwechslung nach dem Grossstadtgetuemmel! Um die Lebenseinstellung ein bisschen genauer zu verstehen: Ich habe am Markt mit einer Frau gesprochen, von der ich eine kleine Ledertasche gekauft habe. Da fragte ich sie, ob sie etwa hier auch ein Geschaeft hat wo sie ihre Sachen verkauft. Sie verneinte und meinte sie verkauft immer nur am Markt hier (der 3 Mal wochentlich jeweils von 11 bis 16 Uhr stattfindet). Ich sagte "oh, was fuer ein schoenes Hobby also" und sie so "naja, das ist meine Arbeit". Ich dachte nur: Was fuer ein Leben! Handarbeiten wenn es einen freut, ein paar Sachen basteln und dann 3 Mal die Woche fuer einen halben Tag auf dem Markt sein... Es gibt wahrlich schlimmere Sachen, denn auf dem Markt wird viel gesungen, Gitarre gespielt, Armbaender geknuepft, Mate getrunken, gestrickt, viele Hippies laufen herum... witzig das alles mitanzusehen.

Ich waere irgendwie noch gerne laenger geblieben, aber ich moechte ja noch mehr Orte entdecken, also bin ich heute wieder weitergezogen, naemlich nach
San Martin de los Andes (nur 6,5 Stunden noerdlich).

Zwischenstopp Buenos Aires

Weitere 3 + 18 Busstunden spaeter bin ich endlich mit meinem ganzen Klumpert in Argentiniens Hauptstadt angekommen - puenktlich Samstag Mittag. Zu viel Sightseeing habe ich in meinen 2 Tagen dort nicht gemacht, aber immerhin konnte ich ein paar wichtige Sachen erledigen:
  • Rueckflug fuer Anfang April umbuchen
  • Zimmer fuer Februar und Maerz finden
  • Koffer und Laptop loswerden und meinen Arbeitsplatz kennenlernen
  • Erfahrungsbericht fuer mein vergangenes Praktikum schreiben
  • Uni-Bewerbungen fertigmachen
  • Weiterfahrt nach und Unterkunft in El Bolson bei Bariloche organisieren
Ich war also recht zufrieden :-). Natuerlich bin ich auch durch die Strassen von Buenos Aires geschlendert, habe mich im "casteschano", dem argentinischen Dialekt geuebt und mich ausserdem gefreut wie ueberraschend guenstig hier alles ist - im Vergleich zu Brasilien preislich ein Paradies! Im Kino habe ich mir Harry Potter angesehen und mich gewundert, wie unterschiedlich das argentinische Spanisch doch ist! Betonung, Vokabular, Grammatik - alles doch um einiges anders! Im Bus habe ich einer Frau beim Telefonieren zugehoert und so lachen muessen... Sie hat mit jemandem ueber das Wetter gesprochen und gesagt, dass das Wetter echt schoen ist (Esta bellisimo! ). Gesprochen hat sich das aber so angehoert: "Esta beschissimo!", was - wenn man da etwas Deutsches heraushoeren moechte - ja genau das Gegenteil bedeuten wuerde. Mit einem Ladenbesitzer habe ich in Buenos Aires auch eine Weile gesprochen und er hat mich dann gefragt: "Du sagst du kommst aus Oesterreich, aber du musst laengere Zeit in Spanien gewesen sein, du sprichst genauso wie die Spanier." :-))).

Ich freue mich schon riesig in dieser Stadt - wenn auch nur fuer kurz - zu wohnen!!!

Freitag, 10. Dezember 2010

Canela & Gramado

Vor kurzem ging es für mich fast 600 km mit dem Nachtbus weiter nach Canela und Gramado im Bundesstaat Rio Grande do Sul (immer noch Brasilien). In diesem (südlichsten) Bundesstaat gibt es sehr viele deutsche und italienische Kolonien und das merkt man auch an der Architektur (Holzhäuser, Blumenkisterl an den Fenstern...) und an der Küche (Schwarzbrot, Lebkuchen, größere Backabteilung im Supermarkt, Markennamen wie "Fritz & Frida",...). Außerdem ist die Gegend recht hügelig und grün und alles wunderschön gepflegt und weihnachtlich dekoriert. Was mir außerdem gleich ins Auge gesprungen ist: die unendlich vielen und großen Oleandersträucher die überall wuchern. Ich wusste nicht, dass die Sträucher über drei Meter hoch werden können?! Aber die Region rund um Gramado und Canela heißt ja auch nicht umsonst "Hortensien-Region" (Regiao das Hortênsias).

Die Leute sind hier auch so nett! Beim Aussteigen aus dem öffentlichen Bus meinte ein Mann "Warte, ich helf dir" und schleppt mir meinen Koffer hinaus. Ein Reisekoffer, ein pummvoller großer und ein kleiner Rucksack sind auch wirklich viel zu viel. Wie gut, dass ich 70 % meines Zeugs in Buenos Aires lassen kann :-))). Ein weiteres Erlebnis: 1 Minute vor Abfahrt von Canela nach Porto Alegre fiel mir ein, dass ich meinen kompletten "Fresssack" (Brot, Käse, Mandarine, Banane, Schokolade) für die 22 Stunden-Fahrt nach BA im Hostel vergessen habe. Der Busfahrer ließ mich klarerweise nicht mehr zurücklaufen, obwohl das Hostel genau auf der anderen Straßenseite war. Enttäuscht schaute ich bei der Abfahrt aus dem Fenster und sah wahrhaftig den Rezeptionisten meines Hostels mit meinem Fresssack in der Hand. Für ihn hielt der Chauffeur Gott sei Dank noch einmal und so hatte ich kurz darauf meine Tagesration an Essen wieder in den Händen! :-)))

Was ich auch kaum fassen konnte: beim Zebrastreifen stoppten stets sämtliche Autos, um mich über die Straße gehen zu lassen! Ich dachte nur: "Oh mein Gott, was ist denn HIER los?!" :-). Hupen habe ich in den vegangenen zwei Tagen auch niemanden gehört.


Hier geht also alles recht relaxt zu und ich habe mir die Zeit meist mit Spaziergängen in der näheren Umgebung vertrieben. Ein paar Fotos seht ihr hier:

Kathedrale im Zentrum von Canela

geschmückter Baum in der Kathedrale

Fußmarsch zum Parque Laje de Pedra von wo man aus in das Vale do Quilombo (also Quilombo-Tal) sehen kann

Hortensien - wohin man auch blickt...


Cascata do Caracol im gleichnamigen Park, nur ein paar Kilometer von Canela entfernt... zwar nicht die Iguazú-Fälle aber trotzdem UNGLAUBLICH!!!!

730 Stufen (131 Meter bzw. 44 Stockwerke) stiegen wir hinunter, um den Wasserfall auch von unten zu sehen... und das schwierigste: danach alle 730 Stufen wieder hinauf! Ufff!



Waaah! Tan bonito! So schön!





Sooo lustig! Temperaturen um die 30 °C und auf den Straßen überall alles weihnachtlich geschmückt... das PASST einfach nicht ;-)

beim Lago Negro

Yes, this is ALSO Brazil!


Dienstag, 7. Dezember 2010

Florianópolis - 4 Tage am Strand

Erster Stopp auf meiner Reise: Florianópolis im Bundesstaat Santa Catarina (BRA), ein paar Hundert Kilometer Richtung Süden. 4 Tage am Strand, wenn auch nicht immer bei idealem Wetter. Aber seht selbst:


Blick auf Barra de Lagoa, das Hostel war direkt am Strand

Kurze Wanderung zum Leuchtturm. Wenn man es bis nach oben schafft, dann wird man mit echt schönen Ausblicken belohnt!

Genau so sah der Pfad aus... and now try to find your way to the lighthouse! :-)


Banos naturales / Natural swimming pool


Sunny day! Strand in Campeche, ein paar Kilometer weiter südlich. Bootsfahrten auf die Insel + dortiges Schnorcheln wird leider erst ab nächster Woche angeboten (Beginn der Hochsaison).

Ein nahezu menschenleerer Strand, ganz feiner weißer Sand, Meeresrauschen - herrlich!


Eisbuffet - echt genial!!!

Barra de Lagoa - ich habe ein Schwäche für bunte Boote :-)))

Hier wird recht viel gefischt...



Da wird ein altes Boot repariert...

Samstag, 4. Dezember 2010

Kleines brasilianisches Eindrucks-ABC

Arbeitssprache
Unser Büro setzt sich aus einem Team von 9 Personen zusammen, Julia und mich noch nicht mit eingerechnet. Alle bis auf zwei sprechen Deutsch und Portugiesisch, was einen durchwegs recht lustigen Sprachmix ergibt der sich bei jedem Gespräch durch unser recht offenes Büro recht gut mitverfolgen lässt. Die Sprache wird teilweise bis zu dreimal innerhalb eines Satzes gewechselt. Das kann sich zB so anhören „…waren schließlich sehr zufrieden mit ihm e isso é que é importante“ oder „jetzt hat er wirklich entrou com um pé na porta“. Was am Anfang als kurios erschien ist mittlerweile normal
:-).

Bus fahren
Auf dieses einzigartige Erlebnis darf man natürlich keinesfalls verzichten! Da die Busfahrer normalerweise recht großzügig beim Bremsen und Gasgeben sind und schon eine durchschnittliche Busfahrt die reinste Rumpeltour ist, muss man sich wirklich immer gut und vor allem permanent anhalten, sonst hagelt es blaue Flecken oder noch viel Schlimmeres. An einem Regentag war natürlich auch der ganze Boden im Bus nass und beim Raussuchen der Münzen hat der Fahrer kräftig Gas gegeben und ich bin auf dem nassen Boden natürlich weggerutscht – so schnell kann man gar nicht schauen. Das Ticket bezahlt man im Bus, jedoch nicht beim Fahrer sondern bei einer extra dafür zuständigen Person. Nach dem Bezahlen darf man das Drehkreuz passieren und sich setzen. In den Stoßzeiten quetschen sich unendlich viele Leute in den Bus, sodass gar niemand mehr hineinkommt und man sich auch oft nicht bis zur gewünschten Station in den hinteren Teil des Busses durchwursteln kann – unvorstellbar!

Einkaufen
Beim Einkaufen gilt offensichtlich immer: Nur keine Eile! Vor kurzem waren nur 2 Omas vor mit mit wirklich wenigen Sachen und ich dachte in 3 Minuten müsste ich doch aus dem Geschäft wieder draussen sein. Nix da! Die beiden haben das Führerscheinfoto von der einen begutachtet und gelacht und ewig lange mit dem Kassier geschäkert. Fürs Teekränzchen haben wirklich nur mehr der Tee und die Schnapskarten gefehlt! Ich habe auch bemerkt, dass viele Leute wenn sie in der Schlange stehen dann wieder die Sachen im Einkaufswagen aussortieren, im Sinne von „ach, die 3 Cola-Flaschen will ich doch nicht“ oder „vielleicht sind 4 Kilo Zucker doch zu viel“. Deswegen sieht man dann bei den Schütten vor der Kasse immer ganz viele verschiedene Produkte die irgendwie zusammengeworfen sind.

Flötenspieler
Auf den Flötenspieler, der sich nächtens in unserem Viertel herumtreibt hat mich erst Julia aufmerksam gemacht. Da läuft irgendjemand die ganze Nacht mit einer Flöte herum und im 10-Minuten-Takt höre ich dann vom Bad oder meinem Zimmer aus immer die gleichen zwei aufeinanderfolgenden schrillen Töne. Wer kann das sein? Jemand der unter Schlaflosigkeit leidet und anderen Leuten ihren Schlaf nicht gönnt???

Frühstück auf der Straße
Für alle, die zuhause keine Zeit mehr hatten zu frühstücken, gibt’s immer noch die Möglichkeit auf dem Weg zur Arbeit etwas zu konsumieren. Beim „Frühstücks-Tisch“ an dem wir jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit vorbeikommen wird von Kaffee bis Kuchen (und manchmal sogar gefälschten Markenuhren) alles angeboten. Beim Nachhausegehen werden an der gleichen Stelle dann gegrillte Fleischspieße vor Ort zubereitet und verkauft.

Gehsteig
Der tägliche Fußweg in die Arbeit stellt fast schon einen Hürdenlauf dar! In Brooklin gibt es zwar durchgehend Gehsteige, aber nach jedem Block ist klarerweise eine Straße zu überqueren (zur Info: die Straßen sind rasterartig angelegt und jeweils Einbahnen). Was den Fußmarsch aber so abenteuerlich macht:

  • unzählige Hauseinfahrten von denen ganz unvermittelt Autos auf die Straße schießen
  • die unleugbaren Anzeichen auf häufiges Gassigehen; alles Hinterlassene wegzuräumen scheint wohl seitens der Hundebesitzer als nicht üblich zu gelten, denn jeden Tag muss ich sicherlich 15 Mal Hundedreck ausweichen… qué pasada...
  • weiß Gott wie viel Bäume, die die Betonplatten mit ihren Wurzeln aufgebrochen haben und durch die herumliegenden Steine und Brocken das Gehen erschweren

Geld wechseln
Generell werden Kreditkarten auch für sehr geringe Beträge akzeptiert und man braucht auch keinerlei Ausweis herzuzeigen (was zB in Spanien unerlässlich ist). Für Bus- und evtl. Taxifahrten, für Einkäufe auf Märkten und in kleineren Kiosks braucht man dann aber doch auch Kleingeld und das immer möglichst passend. Ansonsten ist es sehr wahrscheinlich, dass man hilflose Blicke des Verkäufers erntet, weil dieser das entsprechende Restgeld nicht herausgeben kann. Hebt man Geld ab (wegen der Gebühren ja immer gleich einen höheren Betrag), dann bekommt man ja immer gleich größere Geldscheine. Diese „loszuwerden“ ist oft gar nicht so einfach…

Gentleman
Recht ungewohnt für mich: beim Betreten eines Gebäudes, beim Einsteigen in den Bus oder in den Lift bekommen die Damen immer den Vortritt. Gegebenenfalls werden auch Türen aufgehalten. Eines muss man den Brasilianern lassen: sie sind wahre Gentlemen!

Haushälterin
In Brasilien ist es absolut üblich Hausangestellte zu haben. Personal für den Haushalt, die Kindererziehung und einen Chauffeur anstellen zu können bedeutet schon einen gewissen Status in der Gesellschaft zu haben. Eine Hausangestellte kümmert sich zum Beispiel täglich ums Kochen, hält das gesamte Haus bzw. die Wohnung in Schuss und macht auch die Wäsche – verdient aber erschreckend wenig für diesen oft Fulltime-Job. Die meisten wohnen am Stadtrand und in schlechteren Gegenden und nehmen täglich lange Fahrten auf sich (3 Stunden täglich ist keine Seltenheit) – und das für ein paar wenige Reais (brasiliansiche Währung).

Hunde
In meiner Wohngegend stehen viele kleinere Einfamilienhäuser die generell als weniger sicher als Wohnbauten gelten, welche über Wächter und Portiere verfügen. Aus diesem Grund hat wohl so gut wie jedermann einen oder mehrere Hunde. Die Unmengen Hundedreck und das tägliche brooklinsche Bellkonzert sowie lästiges Türkratzen wird aber natürlich aufgrund der erhöhten Sicherheit auch von mir gerne akzeptiert. Natürlich gibt es auch bei uns zuhause einen Hund: Gestatten?

Nina, 10 Jahre alt, wird alle 2 Wochen gebadet und bekommt danach üblicherweise 2 rote fragwürdige „Haar“-Spangen hinter die Ohren und ein glitzerndes, klebendes Etwas zwischen den Augen. Die Spangen gehen recht bald immer verloren, der Glitzersticker bleibt (siehe Foto).

Kaffee
Kaffee wird (als Kaffee-exportierende Nation) selbstverständlich sehr gerne getrunken, aber ganz anders: zwei Schlückchen schwarz sodass gerade mal der Häferlboden bedeckt ist, ohne Milch, aber mit sehr viel Zucker. Ich habe das bei meiner Vermieterin beobachtet: die hat dann etwa jede Stunde einen „Kaffee“ getrunken, was in Wirklichkeit ja mehr Naschen als irgendetwas anderes war. Die Geschmäcker sind eben verschieden
:-).

Klimaanlage
Kaum wurde es endlich einmal warm, sodass man gemütlich im T-Shirt herumlaufen kann, wurden überall die Klimaanlagen aufgedreht. Im Shopping-Center ist es zum Beispiel viel zu kalt und man freut sich dann schon wieder, endlich wieder nach draußen ins Warme zu kommen. Für die Arbeit habe ich meist noch einen zusätzlichen großen Schal mitgehabt und mich darin eingewickelt – aber damit natürlich trotzdem meist noch recht gefroren. Verrückt, oder? Klimaanlage schön und gut, aber warum muss man sie nur immer auf so niedrige Temperaturen stellen?!

Müll
Auf den Straßen sieht man oft Leute, die riesige Holzkarren nach sich ziehen auf denen sich leere Kartonschachteln türmen. Diese Menschen fahren die Straßen ab, suchen nach Karton und Alu-Dosen im Müll und verkaufen diesen dann für einen bestimmten Kilo-Preis zur Wiederverwertung weiter. Wie so ein Karren aussieht, seht ihr auf dem Foto das ich einmal an einem Sonntag in der Früh aufgenommen habe. Dahinter auf dem Boden war übrigens gleich der Schlafplatz des Müllsammlers bzw. –trenners.

Nachnamen
Hier bekommt ein Kind normalerweise gleich zwei Nachnamen: den zweiten Nachnamen der Mutter und den zweiten Nachnamen des Vaters. Der „wichtigere“ Nachname ist aber der zweitere, also der vom Vater.

Plastiksackerl
Noch ein Einkaufserlebnis: Wenn man einkauft, dann nimmt man nicht etwa einen Korb oder eine Stofftasche oder das Plastiksackerl vom letzten Einkauf mit, sondern geht einfach mit mindestens 10 neuen Plastiksackerln raus, die aber allesamt nichts aushalten. Für 2 Liter Milch braucht man natürlich gleich 2 Sackerl, weil eines alleine bei der „Last“ schon durchreißen würde. Traurig... Den gesamten Müll schmeißt man dann ungetrennt in Plastiksackerl und stellt ihn auf folgende „Sammelanlage“, die auf Stelzen steht, damit der Mist vor Hunden sicher ist.

Regenwetter
Jetzt im Sommer ist ja Regenzeit und es ist normal, dass es täglich eine Stunde richtig stark regnet. In dieser Zeit hält man sich besser nicht draußen auf, denn nicht einmal ein sehr guter Schirm ist diesem „scheinbaren Weltuntergang“ gewachsen. Die niedriger gelegenen Gebiete in Sao Paulo sind auch regelmäßig überflutet, weil das Regenwasser gar nicht so schnell abrinnen kann. Da werden auch schon Autos komplett weggeschwemmt...

Speckerl
Mal zu etwas Lustigem
:-). Die paulistanos, wie sich die Einwohner der Stadt Sao Paulo nennen, sind im großen und ganzen weder besonders schlank noch besonders dick. Was sie aber eigentlich meist gemein haben: sie ziehen meist viel zu enge Kleidung an! Bei Hosen scheint wohl die Devise zu ein: je kleiner die Hose ist, in die ich mich hineinquetsche, umso besser! Ob dann über dem Hosenbund unzählige Speckerl herausschauen und man das zu kurze T-Shirt über dem Bauch ständig (und erfolglos) hinunterziehen muss ist völlig egal, hauptsache man hat eine möglichst niedrige Hosengröße. So können auch Leute, die eigentlich eine gute Figur haben, auf einmal sehr unvorteilhaft aussehen.

Taxi fahren
Die armen Taxifahrer müssen wohl auch jeden Tag aufs Neue eine Engelsgeduld beweisen! So einen Job könnte ich glaub ich nicht einmal eine Woche aushalten! In unseren seltenen Taxifahren hat uns ein Fahrer gleich sein Österreich-Wissen demonstriert (Hans Krankl, klassische Musik, Schubert und Co.) und ein anderer hatte einen österreichischen Großvater. Wahrhaftig - Mayer ist sein zweiter Nachname wie ich dann auf seiner Visitenkarte gelesen habe...

Tudo bom? – Alles klar?
Bei jedem Telefonat, bei jedem Kontakt fragt man sein gegenüber „tudo bom?“ und ganz klar, dass die andere Person dann auch bestätigt, dass auch alles tudo bom also "alles klar" ist. Jedenfalls hab ich in den zwei Monaten niemanden sagen hören, dass nicht alles „tudo bom“, ist, was ja klarerweise nicht sein kann. Eine ganz rhetorische Frage nach dem Befinden also :-).

Unfall
Als Fußgänger muss man eines grundsätzlich verstanden haben: die Ampeln der Autofahrer schalten direkt von rot auf grün um (ohne das orange-farbene Licht). Wer als Fußgänger jetzt eine Straße überqueren will und denkt „ach, die Autos haben ja eh rot, ich geh schnell drüber“ der kann sehr schnell und folgenschwer überrascht werden, denn die Autofahrer schießen gleich weg sobald sie grün sehen. Gibt es keine Ampel und haben sie Vorrang so gilt: schnell beschleunigen und kurz vor der Kreuzung hupen, damit die Linkskommenden vorgewarnt sind. Vor drei Wochen wurde direkt bei der Kreuzung, an der unser Büro steht, eine Frau überfahren...

Verkehr
Es ist unglaublich, was für ein Krach und Betrieb auf den Straßen doch herrscht! Wenn man am anderen Ende der Stadt arbeitet, dann ist es nicht verwunderlich, wenn man sogar über 2 Stunden in der Hauptverkehrszeit für die Heimreise im Auto braucht, weil man stundenlang im Stau steckt... und das bei für uns wirklich kurzen Distanzen wie zB 20 Kilometern! Wenn ein Bus an einem vorbeifährt, schwebt man für ein paar Sekunden in einer richtig schwarzen Nebelwolke – ohne Übertreibung! Flugzeuge ziehen ganz knapp über die Hochhäuser wenn sie den Stadtflughafen ansteuern und es wird einem gleich ganz anders wenn man die großen Flieger so ganz nahe vorbeiziehen sieht und hört. Vor ein paar Jahren ist übrigens ein Flugzeug tatsächlich in eines der umstehenden Hochhäuser gekracht...

Weihnachten
In weniger als vier Wochen ist ja nun schon Weihnachten! Kaum zu glauben, denn das einzige was wirklich daran erinnert ist das näherrückende Datum und die festlich geschmückten Einkaufszentren. In letzterem habe ich auch mein erstes Weihnachtslied dieses Jahr gehört: „Walking in a Winter Wonderland“. Klarerweise fällt hier grundsätzlich kein Schnee, schon gar nicht jetzt im Sommer ;-). Deswegen war ich auch recht verwundert über die vielen Schneemänner auf dem künstlichen Tannenbaum im Shopping Vila Olímpia…




Zahnspange
Hier tragen sehr viele Leute eine Zahnspange, aber nicht etwa nur Teenager, sondern auch Leute die schon „leicht“ über diesem Alter sind.

Zigarettenkonsum
Zu meiner großen Überraschung wird hierzulande fast nicht geraucht. Rauchen gelte als verpönt und Raucher stellen (im Gegensatz zu uns) eher die Ausnahme als die Regel dar. Mögliches Zusatzrezept: Rauchverbot in allen öffentlichen Lokalitäten, die ein Dach besitzen, also auch zB vor einem Restaurant das außen einen Teil überdacht hat darf nicht geraucht werden.