Sonntag, 23. Januar 2011

Cafayate - Ziegenkäse, halsbrecherische Klettertour und Cabernet-Eis

Von Sabine bekam ich den Tipp nach Cafayate zu fahren und dort ein paar Nächte zu bleiben und nicht bloss einen Tagestrip dorthin zu machen. Cafayate ist wahrhaftig einer der schönsten Plätze, an denen ich auf meiner Argentinien-Reise bis jetzt vorbeigekommen bin! Das Städtchen ist klein aber recht quirlig, umringt von Bergen und Weingütern. Hier fühlte ich mich richtig wohl und ich beschloss sowohl einen sportlichen als auch einen kulinarischen Schwerpunkt für meinen 3-tägigen Aufenthalt hier zu setzen. Den ersten Morgen begann ich gleich mit einer Klettertour zu 7 den Wasserfällen entlang des Río Colorado. Unsere Gruppe war recht klein (Tour-Guide, ich und 2 Argentinier) und unser Guide, der diese Tour bis zu 3 Mal am Tag macht, legte gleich ein noch umso schnelleres Tempo vor. Unglaublich! Der Weg war durchwegs steinig, oft unglaublich steil und die vielen herumstehenden Kakteen dienten recht wenig als Stütze zum Anhalten. Wir waren komplett ohne jegliche "Ausrüstung" unterwegs und wäre jemand von uns dreien wo abgerutscht (was sehr sehr sehr schnell passieren hätte können) und metertief in die Schlucht gestürzt, dann wär's das wohl gewesen. Also war Vorsicht angesagt! Dummerweise lief und sprang aber unser Führer nur so vor uns her (klar, er kennt ja jeden Stein hier!), dass wir kaum mithalten konnten. Zusätzlich machte uns natürlich auch die unglaubliche Hitze zu schaffen, die wir so nicht gewohnt waren. Oft habe ich gedacht: "Jetzt geht's nicht mehr weiter, hier gibt es keine Möglichkeit mehr, irgendwie noch weiter zu kommen" oder beim Zurückschauen dachte ich mir oft: "Um Gottes Willen, wir haben wir denn diese Wand raufklettern können?!". Ich muss aber sagen, dass mir das alles unheimlichen Spass gemacht hat! Klar war die viele Kletterei (3 Stunden insgesamt) anstrengend, vor allem durch das hohe Tempo, aber zumindest hat sich die Stresserei gelohnt: wir gelangten als erste zum grössten (22 m) Wasserfall und konnten dort in Ruhe Fotos machen und herumplanschen, bevor die restlichen Gruppen eintrudelten. Wieder unten am Fluss angelangt legten wir eine längere Verschnaufpause ein. Ich geriet ganz aus dem Häuschen als Silvia einen winzigen Frosch entdeckte und ihn mir auf die Hand setzte. Woah, sooo süess der Kleine! Nach kurzer Zeit sprang er mir doch tatsächlich ins Gesicht. Komisch, ist es nicht so, dass der Frosch geküsst wird - und nicht umgekehrt wie in meinem Fall?! Ich habe mich auf jeden Fall recht amüsiert und die anderen auch.

Den zweiten Tag fuhr ich mit einer kleinen Reisegruppe zur Quebrada del Río de la Concha. Durch Plattenverschiebungen kamen riesige tiefergelegenen Gesteinssichten zutage, die in den unglaublichsten Farben und Formen erstrahlen: von lila, grün, tiefrot, bis zu verschiedensten Brauntönen. Einfach unglaublich und unbeschreiblich. Die Landschaft sieht aus, als hätte jemand unwillkürlich ein paar Farbtöpfe über den Gipfeln verschüttet! Aber auch die Formen haben mich echt begeistert! In vielen Gesteinen kann man Figuren sehen, so kamen wir zum Beispiel beim Frosch, bei den Schlössern, dem Teufelsrachen, der Titanic, dem Kolosseum, und dem Anfiteatro vorbei. Letzteres hat mich unglaublich beeindruckt, denn die Akustik dieser durch Regen entstandenen "Aula" ist atemberaubend. Ein paar Leute haben angefangen ein Lied zu singen und man konnte alles super durch das gesamte gewaltige Anfiteatro hören... Das mit den Figuren ist so eine Sache... Unser Führer sagte zum Beispiel: "Auf diesem Hügel kann man die Gestalt einer Hexe sehen." und beschreibt möglichst genau, wo diese zu finden sein soll. Nach 5 Minuten blicken immer noch ein paar Leute unbeholfen um sich und meinen: "Ich sehe keine Hexe... Wo soll die noch einmal sein???" Sooo lustig, die Leute würden die Gesteinsform wohl nur sehen, wenn sie lebendig wäre und vor ihnen herumspringen würde. Und in der Zeit in der sie verzweifelt suchen habe ich schon noch mindestens 2 andere Sachen entdeckt von denen ich mir denke: "Das sieht aus wie dies und das..." Manche Leute haben oft nicht einmal einen Funken Phantasie/Vorstellungskraft...

Bei einigen Stationen war auch wieder Klettern angesagt :-)! An einem Ort hat unser Guide gemeint: "Dorthinein kann man eine 4-stündige Trekking-Tour machen. Dort ist es unglaublich schön. Das machen sehr viele Europäer." Der gesamte Bus (alle Argentinier ausser mir) prustete und meinte, "Ah, die müssen doch verrückt sein! Wer tut sich denn sowas freiwillig an?!" während ich mir dachte "Oh Wahnsinn, das würde ich sofort machen! Wie geil ist das denn!" Hahahaha, die Präferenzen sind eben verschieden... Ich bin auch an jeder Station (beim Frosch auch alleine) ausgestiegen um mir alles genau anzusehen, während die anderen lieber gemütlich im Bus sitzen blieben um durch die staubig-schmutzige Fensterscheibe ein Foto zu schiessen. Manche Sachen versteht man einfach nicht... Wie zum Beispiel die Tatsache, dass manche Menschen einfach alles angreifen, dann wieder zu Boden werfen müssen, oder den Drang haben über sämtliche Absperrungen zu klettern, obwohl uns wohl 10 Mal gesagt wurde, dass wir das bitte nicht tun sollen. Schliesslich soll all das was wir heute sehen auch noch für einige Generationen nach uns erhalten bleiben - und das Gestein ist ohnehin recht brüchig... Aber was soll man machen, manche Leute haben einfach ni respeto ni verguenza (weder Respekt noch Scham) wie man so schön auf Spanisch sagt.


Zu meinen kulinarischen Erlebnissen zählten unter anderem:
  • der Besuch zwei kleiner Weingüter im Familienbetrieb: Salvador Figueroa, Nanni (ich mag definitiv keine in Holzfässer gelagerten Weine, sondern zB Cabernet Sauvignon rosé und süsse Weine (Dessertweine? Ich weiss den richtigen Ausdruck immer noch nicht...))
  • eine Führung durch die fábrica de queso Ziegenkäsefabrik; dort konnten wir nicht nur Käse verkosten, sehen wie Käse hergestellt wird, sondern auch die vielen Ziegen und Ziegenbabies streicheln! In den Melkständen wird für die jüngeren - noch rebellischen - Ziegen übrigens klassische Musik gespielt, damit sie sich ein bisschen beruhigen! Ein konkreter Komponist wurde mir jedoch nicht verraten.
  • der tägliche Besuch im Haus der Empanadas wo zum Beispiel empanadas mit Ziegenkäse, Paradeisern (Tomaten) und Basilikum verkauft werden
  • Cabernet-Eis - einfach nur wow!!! :-)
Sehr lustig war auch der Gitarrenspieler, der täglich am Hauptplatz offenbar selbsterfundene Lieder gespielt und gesungen hat. Er hat so lustig gesungen, in voller Lautstärke, fast schon geschrien. Als ich halblachend an ihm vorbeiging verwarf er seinen ursprünglichen Text und sang urplötzlich "Está linda la mochilera!" ("Die Rucksackreisende ist hübsch".) Ich habe so gelacht und bin schnell weitergegangen, schliesslich will ich ja niemanden beleidigen mit meinem Gelächter.

Die Zeit verging leider wieder einmal viel zu schnell... so musste ich den Besuch bei den Ruinas de Quilmes sowie eine Reittour leider auslassen - und zog nach Salta weiter.

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